Inhaber eines Falafel-Imbisses (40). Ort: Uhlandstraße
Er steht vor seinem Laden mit den Händen in den Hosentaschen. Eine schmächtige jugendliche Gestalt, hellblauer Pullover, schwarze Schildpad-Brille, intellektuelles Gesicht. Wir sind verabredet, aber er weiß nicht so genau was er mir sagen soll. Verlegen. Als ich frage, ‚warum diese Ecke?‘, lacht er.
‚Ich bin 2010 von Damaskus hierhergezogen. Davor war ich schon ein paar Mal in Berlin, fand es eine coole Stadt, mehr so meine Stadt. Hier gab es allerlei Möglichkeiten. Hier gehöre ich hin, dachte ich. In Damaskus war damals alles schwierig, zu bürokratisch, nichts ging mehr. Das war ein Jahr bevor der Krieg begann. Ich habe mich zuerst in Berlin an der Universität beworben und bekam auch gleich einen Studienplatz. Dann dachte ich, nein, ich will meinen Traum verwirklichen. Ich hatte einen Traum von einem eigenen Restaurant mit Essen, das genauso gut wie zuhause schmeckt. Mein Restaurant sollte das gewisse Etwas haben. Wenn das Essen hervorragend und die Musik gut ist, und es dazu noch eine coole Atmosphäre gibt, dann hat man all die Elemente zusammen, die Zauber hervorrufen können. Das wollte ich erreichen.
Zuletzt habe ich im Waldorf-Astoria am Zoo gearbeitet, schickes Hotel, aber das war es nicht für mich. Es hat alles länger gedauert als ich dachte, aber 2019 konnte ich dann hier dieses Lokal öffnen. Es ist eine schwierige Ecke, das ist wohl wahr, aber ich wohne hier (weist nach oben) und wenn das Essen gut ist kommen die Leute irgendwann von selber. Wir führen verschiedene syrische Gerichte, darunter der Damaszener Falafel. Die erhält viel Petersilie und Koriander sowie zehn Kräuter, die natürlich zum Betriebsgeheimnis gehören. Sie ist knusprig, aber nicht fett. Man gibt sie schöne Beilagen und Soßen bei. Sie sieht einfach schön aus. Um das zu erreichen muss man etwas mehr investieren, gute Qualität einkaufen, gute Qualität liefern, dann spricht sich das herum. Aber man braucht Zeit dafür.
Nachdem ich ein halbes Jahr geöffnet hatte hörte ich dass ich wegen Bauarbeiten schließen musste. Na schön. Hat man gerade geöffnet, dann das. So bleiben einem doch die Kunden weg! Ich sagte erst, vergiß es, aber es ging um einen schwerwiegenden Baufehler. Mein Anwalt sagte, das kann dir noch gefährlich werden, wenn die Decke runterkommt. Mache es! Aber zumachen wollte ich nicht. Da habe ich also nur die Ecke mit den Tischen zugemacht und auf Imbiss umgestellt.
Das war Januar. Wir wollten gerade wieder zum normalen Betrieb zurück, dann kam Corona. Aber wissen Sie, eigentlich haben wir dadurch gewonnen. Alle Restaurants gingen zu. Wir blieben offen. Wir waren schon Imbiss. Es sind in der Zeit ganz neue Leute gekommen, wollten mal ausprobieren und haben gemerkt, mmm, das schmeckt! Der Laden läuft noch nicht ganz wie er laufen soll. Das braucht halt seine Zeit.
Vor seinem Laden hat er gegen die Wände kleine Gärten angelegt und drinnen Kakteen angepflanzt. Nun will er noch Clematis hochklettern lassen und nach dem 16. Mai, wenn Tische wieder erlaubt sind, draußen die Tische wieder aufstellen. Ein Fleckchen Damaskus in Berlin. ‚Ich bin ein optimistischer Mensch‘, sagt er zum Abschied. ‚So schnell gebe ich nicht auf.‘
Er steht vor seinem Laden mit den Händen in den Hosentaschen. Eine schmächtige jugendliche Gestalt, hellblauer Pullover, schwarze Schildpad-Brille, intellektuelles Gesicht. Wir sind verabredet, aber er weiß nicht so genau was er mir sagen soll. Verlegen. Als ich frage, ‚warum diese Ecke?‘, lacht er.
‚Ich bin 2010 von Damaskus hierhergezogen. Davor war ich schon ein paar Mal in Berlin, fand es eine coole Stadt, mehr so meine Stadt. Hier gab es allerlei Möglichkeiten. Hier gehöre ich hin, dachte ich. In Damaskus war damals alles schwierig, zu bürokratisch, nichts ging mehr. Das war ein Jahr bevor der Krieg begann. Ich habe mich zuerst in Berlin an der Universität beworben und bekam auch gleich einen Studienplatz. Dann dachte ich, nein, ich will meinen Traum verwirklichen. Ich hatte einen Traum von einem eigenen Restaurant mit Essen, das genauso gut wie zuhause schmeckt. Mein Restaurant sollte das gewisse Etwas haben. Wenn das Essen hervorragend und die Musik gut ist, und es dazu noch eine coole Atmosphäre gibt, dann hat man all die Elemente zusammen, die Zauber hervorrufen können. Das wollte ich erreichen.
Zuletzt habe ich im Waldorf-Astoria am Zoo gearbeitet, schickes Hotel, aber das war es nicht für mich. Es hat alles länger gedauert als ich dachte, aber 2019 konnte ich dann hier dieses Lokal öffnen. Es ist eine schwierige Ecke, das ist wohl wahr, aber ich wohne hier (weist nach oben) und wenn das Essen gut ist kommen die Leute irgendwann von selber. Wir führen verschiedene syrische Gerichte, darunter der Damaszener Falafel. Die erhält viel Petersilie und Koriander sowie zehn Kräuter, die natürlich zum Betriebsgeheimnis gehören. Sie ist knusprig, aber nicht fett. Man gibt sie schöne Beilagen und Soßen bei. Sie sieht einfach schön aus. Um das zu erreichen muss man etwas mehr investieren, gute Qualität einkaufen, gute Qualität liefern, dann spricht sich das herum. Aber man braucht Zeit dafür.
Nachdem ich ein halbes Jahr geöffnet hatte hörte ich dass ich wegen Bauarbeiten schließen musste. Na schön. Hat man gerade geöffnet, dann das. So bleiben einem doch die Kunden weg! Ich sagte erst, vergiß es, aber es ging um einen schwerwiegenden Baufehler. Mein Anwalt sagte, das kann dir noch gefährlich werden, wenn die Decke runterkommt. Mache es! Aber zumachen wollte ich nicht. Da habe ich also nur die Ecke mit den Tischen zugemacht und auf Imbiss umgestellt.
Das war Januar. Wir wollten gerade wieder zum normalen Betrieb zurück, dann kam Corona. Aber wissen Sie, eigentlich haben wir dadurch gewonnen. Alle Restaurants gingen zu. Wir blieben offen. Wir waren schon Imbiss. Es sind in der Zeit ganz neue Leute gekommen, wollten mal ausprobieren und haben gemerkt, mmm, das schmeckt! Der Laden läuft noch nicht ganz wie er laufen soll. Das braucht halt seine Zeit.
Vor seinem Laden hat er gegen die Wände kleine Gärten angelegt und drinnen Kakteen angepflanzt. Nun will er noch Clematis hochklettern lassen und nach dem 16. Mai, wenn Tische wieder erlaubt sind, draußen die Tische wieder aufstellen. Ein Fleckchen Damaskus in Berlin. ‚Ich bin ein optimistischer Mensch‘, sagt er zum Abschied. ‚So schnell gebe ich nicht auf.‘