Ort: Quer durch den Kiez
Nun dürfen die Restaurants wieder ihre Türen öffnen und wir Anwohnenden, wir dürfen wieder reingehen und uns hinsetzen. Auf den Straßen keine kopfstehende Tische mehr, keine angeketteten Stuhlbeine. Heute bewegt sich der Kiez wieder ein Schrittchen Richtung wie-es-einmal-war. Entlang der Uhlandstraße werden schon früh die frischgebügelten Tischdecke aufgelegt, rotkarierte beim Italiener, blaue beim Russen. Der Wind bläst so kräftig, dass manche mitten auf die Fahrbahn fliegen. Zur Mittagszeit machen wir uns auf zum China Restaurant. Zwischen anderen Leute zu sitzen und mit einem Getränk auf die Bestellung zu warten scheint das Gebot der Stunde. Am Eingang unterrichtet uns der freundliche junge Mann jedoch, dass sie theoretisch zwar öffnen könnten, es dennoch nicht tun werden. ‚Mit den strengen Vorgaben sind bei uns nur vier Tische möglich‘, sagt er. Und was hat man dann? ‚Wenn wir Pech haben: eine Person an jedem Tisch. Das ist zu wenig, um die Grundkosten zu decken und wird außerdem neue Probleme schaffen. Denken Sie nur, wenn einmal einer im Lokal sitzt dann wollen alle sitzen. Essen mit Mundschutz geht nicht, also sitzen sie ohne am Tisch. Wenn dann jemand niest, und das kann schon vom scharfen Essen kommen, dann sitzen wir in der Tinte. Nein, da wird nichts daraus!‘
Beim indonesischen Restaurant am Ludwig-Kirchplatz sieht man das anders. Vor der Tür warten sechs kleine Holztische auf Gäste. Die Sonne scheint, die Vögel singen, die Besucher freuen sich ersichtlich dabei zu sein. Der Chef trägt einen eleganten Mundschutz passend zum Hemd. Sobald er an den Tisch tritt setzen seine Gäste aus Respekt den eigenen kurz auf. Und, oh Wunder, das Essen, das er serviert gefällt noch besser als man es im Gedächtnis hatte. Am Tisch nebenan macht eine junge Frau eine Reihe Selfies und sagt feierlich hinüber zu unserem Tisch: ‚diesen Moment will ich mir festhalten.‘
Etwas wichtiges ist geschehen. Mit der Öffnung der Lokale hat der Kiez heute eine höhere Gangschaltung eingelegt. Noch nicht die vier und schon gar nicht die fünf, aber von der zwei in die drei zu schalten schafft bereits einen Moment des befreiten Aufatmens. Auf der Ecke zur Pfalzburgerstraße hat sich eine große Gruppe junger Männer mit Biergläsern in der Hand niedergelassen, die Stühle im Halbkreis auf den Gehsteig und den angrenzenden Straßenabschnitt gestellt. Die wenigen Autos manövrieren vorsichtig – man würde fast denken: nachsichtig - an Ihnen vorbei. Beim Eisladen stehen aufgeregt die Kinder, kehren die Erwachsene ihr Gesicht zur Sonne, beschnüffeln sich die Hunde, schauen die Nachbarn aus den Fenstern. Dem exzentrischen Leser in den zwanziger Jahren des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts, der sich über unsere Erlebnisse im Zeitalter der ersten Corona-Krise ein Bild machen möchte, möge gesagt sein, dass uns allen etwas Gemeinsames anhaftete. Wir taten, was man in Berlin sonst nur selten tut: wir lachten uns gegenseitig zu.
Nun dürfen die Restaurants wieder ihre Türen öffnen und wir Anwohnenden, wir dürfen wieder reingehen und uns hinsetzen. Auf den Straßen keine kopfstehende Tische mehr, keine angeketteten Stuhlbeine. Heute bewegt sich der Kiez wieder ein Schrittchen Richtung wie-es-einmal-war. Entlang der Uhlandstraße werden schon früh die frischgebügelten Tischdecke aufgelegt, rotkarierte beim Italiener, blaue beim Russen. Der Wind bläst so kräftig, dass manche mitten auf die Fahrbahn fliegen. Zur Mittagszeit machen wir uns auf zum China Restaurant. Zwischen anderen Leute zu sitzen und mit einem Getränk auf die Bestellung zu warten scheint das Gebot der Stunde. Am Eingang unterrichtet uns der freundliche junge Mann jedoch, dass sie theoretisch zwar öffnen könnten, es dennoch nicht tun werden. ‚Mit den strengen Vorgaben sind bei uns nur vier Tische möglich‘, sagt er. Und was hat man dann? ‚Wenn wir Pech haben: eine Person an jedem Tisch. Das ist zu wenig, um die Grundkosten zu decken und wird außerdem neue Probleme schaffen. Denken Sie nur, wenn einmal einer im Lokal sitzt dann wollen alle sitzen. Essen mit Mundschutz geht nicht, also sitzen sie ohne am Tisch. Wenn dann jemand niest, und das kann schon vom scharfen Essen kommen, dann sitzen wir in der Tinte. Nein, da wird nichts daraus!‘
Beim indonesischen Restaurant am Ludwig-Kirchplatz sieht man das anders. Vor der Tür warten sechs kleine Holztische auf Gäste. Die Sonne scheint, die Vögel singen, die Besucher freuen sich ersichtlich dabei zu sein. Der Chef trägt einen eleganten Mundschutz passend zum Hemd. Sobald er an den Tisch tritt setzen seine Gäste aus Respekt den eigenen kurz auf. Und, oh Wunder, das Essen, das er serviert gefällt noch besser als man es im Gedächtnis hatte. Am Tisch nebenan macht eine junge Frau eine Reihe Selfies und sagt feierlich hinüber zu unserem Tisch: ‚diesen Moment will ich mir festhalten.‘
Etwas wichtiges ist geschehen. Mit der Öffnung der Lokale hat der Kiez heute eine höhere Gangschaltung eingelegt. Noch nicht die vier und schon gar nicht die fünf, aber von der zwei in die drei zu schalten schafft bereits einen Moment des befreiten Aufatmens. Auf der Ecke zur Pfalzburgerstraße hat sich eine große Gruppe junger Männer mit Biergläsern in der Hand niedergelassen, die Stühle im Halbkreis auf den Gehsteig und den angrenzenden Straßenabschnitt gestellt. Die wenigen Autos manövrieren vorsichtig – man würde fast denken: nachsichtig - an Ihnen vorbei. Beim Eisladen stehen aufgeregt die Kinder, kehren die Erwachsene ihr Gesicht zur Sonne, beschnüffeln sich die Hunde, schauen die Nachbarn aus den Fenstern. Dem exzentrischen Leser in den zwanziger Jahren des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts, der sich über unsere Erlebnisse im Zeitalter der ersten Corona-Krise ein Bild machen möchte, möge gesagt sein, dass uns allen etwas Gemeinsames anhaftete. Wir taten, was man in Berlin sonst nur selten tut: wir lachten uns gegenseitig zu.