Heute ist Ostern, die Glocken haben geläutet, auf der Straße hört man nun das Schlagen von Autotüren, Kinderstimmen, Hundegebell. Es geht auf zwölf zu, Berlin fährt gleich ins Grüne. Im Radio wurde gemeldet, dass Deutschland heute Ostereier sucht. Vermeldet wurde ebenfalls, dass in der Stadt New York die Sirenen pausenlos gellen und man um 10.23 bereits 181.000 Infizierte sowie 8.600 Tote zählte. Dagegen bewegt sich Berlin mit seinen 4.567 Infizierten und 50 Toten eher am unteren Rand. Das sind noch immer 50 zu viel, aber der Unterschied prägt sich ein.
Wo gehen die Berliner an diesem schönen Sonntag mit ihren Eiern hin? Die Stadtgrenze ist zwar verschlossen, aber es bleiben noch immer der Grunewald und die Wasserkante. Ich versuche es mit der Wasserkante. Raus nach Nikolaussee, kurzer Spaziergang Richtung Wannsee. Von links kommen sogleich dichte Rauchschwaden und Fettgeruch: da sind Schrebergärten. Von rechts erklingt ein Höllenlärm, da steht der Berliner Motorklub aufgestellt. Als ich um die Ecke biege sehe ich hunderte glänzende Maschinen dicht an dicht am Straßenrand geparkt. Dahinter vierschrötige Männer und Frauen mit einem Kaffeebecher vor der Brust. Wie ein Schwarm Gänse kurz vorm Auffliegen braust ab und zu schon mal eine Maschine davon, landet wieder in den Gänseschwarm, eckt beim Nachbarn an.
Der Weg zum Wannsee ist kurz, dafür aber dicht befahren. Hier bewegt sich alles - Autos, Fahrräder, Fußgänger - in Trauben, zu zweit ist heute offensichtlich nicht das Ding. Strandbad Wannsee ist ein Berliner Sehnsuchtsort und schon oft aus Ruinen auferstanden. Heute aber bleiben die Tore zu. So manche nervt das. Autos lassen auf dem Parkplatz den Kies aufspritzen, machen quietschend die Biege, verschwinden wieder im Wald. Am Zaun entlang dribbeln Leute, schauen durch das Gitter, rütteln vergeblich am Tor.
Ein Stück weiter taucht Schwanenwerder wie eine Fata Morgana aus dem Wald auf. Da ist schon die Brücke, das Wasser links und rechts, blau unter einem blauen Himmel, Schwäne, schaukelnde Boote soweit das Auge reicht. Tatsächlich liegen die Segelboote noch immer winterlich hinter einander vertäut. Die Plane blitzen weiß im Frühlingslicht. Motoren röhren. Spaziergänger klettern da und dort die Düne hoch. Ein Rennfahrer stellt sein Radio auf laut. Das hier ist heute wohl der langweiligste Ort Berlins'.
Ich verlasse Insel, Wald und Motorclub mit einem Gefühl der Verwirrung, als ob da etwas nicht gut stimmt. Vielleicht weil alles wie immer ist? Wieder in der Stadt steht die Feuerwehr in der Straße, ein großer roter Kasten mit rotierenden blauen Lichtern. Daneben ein Hoftor mit weit geöffneten Türflügeln. Oben hängen die Nachbarn aus den Fenstern und warten. Ich warte ein Weilchen mit. Tritt nun ein wofür alle Angst haben? Ist das hier die wirkliche Wirklichkeit? Nach kurzer Zeit kommt ein Feuerwehrmann mit Gürtel, Helm und Axt nach draußen, schaut zu den Fenstern hoch, ruft ’ist halb so schlimm!‘, und steigt ins Auto ein. Ihm folgen zwei Damen, die eine gestützt vom zweiten Einsatzmann, die andere mit einer Tasche an der Seite. Als auch sie sicher eingestiegen sind fährt der Wagen lautlos davon.
Wo gehen die Berliner an diesem schönen Sonntag mit ihren Eiern hin? Die Stadtgrenze ist zwar verschlossen, aber es bleiben noch immer der Grunewald und die Wasserkante. Ich versuche es mit der Wasserkante. Raus nach Nikolaussee, kurzer Spaziergang Richtung Wannsee. Von links kommen sogleich dichte Rauchschwaden und Fettgeruch: da sind Schrebergärten. Von rechts erklingt ein Höllenlärm, da steht der Berliner Motorklub aufgestellt. Als ich um die Ecke biege sehe ich hunderte glänzende Maschinen dicht an dicht am Straßenrand geparkt. Dahinter vierschrötige Männer und Frauen mit einem Kaffeebecher vor der Brust. Wie ein Schwarm Gänse kurz vorm Auffliegen braust ab und zu schon mal eine Maschine davon, landet wieder in den Gänseschwarm, eckt beim Nachbarn an.
Der Weg zum Wannsee ist kurz, dafür aber dicht befahren. Hier bewegt sich alles - Autos, Fahrräder, Fußgänger - in Trauben, zu zweit ist heute offensichtlich nicht das Ding. Strandbad Wannsee ist ein Berliner Sehnsuchtsort und schon oft aus Ruinen auferstanden. Heute aber bleiben die Tore zu. So manche nervt das. Autos lassen auf dem Parkplatz den Kies aufspritzen, machen quietschend die Biege, verschwinden wieder im Wald. Am Zaun entlang dribbeln Leute, schauen durch das Gitter, rütteln vergeblich am Tor.
Ein Stück weiter taucht Schwanenwerder wie eine Fata Morgana aus dem Wald auf. Da ist schon die Brücke, das Wasser links und rechts, blau unter einem blauen Himmel, Schwäne, schaukelnde Boote soweit das Auge reicht. Tatsächlich liegen die Segelboote noch immer winterlich hinter einander vertäut. Die Plane blitzen weiß im Frühlingslicht. Motoren röhren. Spaziergänger klettern da und dort die Düne hoch. Ein Rennfahrer stellt sein Radio auf laut. Das hier ist heute wohl der langweiligste Ort Berlins'.
Ich verlasse Insel, Wald und Motorclub mit einem Gefühl der Verwirrung, als ob da etwas nicht gut stimmt. Vielleicht weil alles wie immer ist? Wieder in der Stadt steht die Feuerwehr in der Straße, ein großer roter Kasten mit rotierenden blauen Lichtern. Daneben ein Hoftor mit weit geöffneten Türflügeln. Oben hängen die Nachbarn aus den Fenstern und warten. Ich warte ein Weilchen mit. Tritt nun ein wofür alle Angst haben? Ist das hier die wirkliche Wirklichkeit? Nach kurzer Zeit kommt ein Feuerwehrmann mit Gürtel, Helm und Axt nach draußen, schaut zu den Fenstern hoch, ruft ’ist halb so schlimm!‘, und steigt ins Auto ein. Ihm folgen zwei Damen, die eine gestützt vom zweiten Einsatzmann, die andere mit einer Tasche an der Seite. Als auch sie sicher eingestiegen sind fährt der Wagen lautlos davon.