Heute morgen eine große Wanderung, von Wilmersdorf nach Friedenau, dort Richtung Schöneberg, der Akazien-, Goltz- und Maaßenstraße entlang, über Nollendorfplatz und die Einemstraße bis zum Kanal, links dem Tiergartenufer und der Straße des 17. Juni nach Charlottenburg, und über Bahnhof Zoo wieder nach Hause zurück. Die gute Nachricht: es konnten nicht weniger als vier Bezirksgrenzen ohne Kontrollen überquert werden. Das geht also noch, die Frage ist nur für wie lang. Am Wochenende wurden Münchener Frischluftliebhaber an den Ausfallstraßen zur Umkehr bewogen. Die Hamburger Ausflügler erwartete im Umland kein freundlicher Empfang. Die Bewohner der Prignitz hatten schon in der letzten Woche gegen ‚ihre‘ Berliner gewettert. Grenzen spielen in unserem Alltag eine immer größere Rolle, wobei man nicht mal weiß, wo sich demnächst noch eine auftun wird.
Auf der ganzen Strecke, immerhin achtundeinhalb Kilometer, kamen mir allerlei Mundschutze entgegen, weiß, blau, geblümt, viel mehr als letzten Samstag noch. Auch wir bastelten am Wochenende Einwegmasken aus Kaffeefiltern. Ließen sie sich aus Wäschestoff kaufen, so würde ich das umgehend tun. Dr. Drosten sagt, das sei jetzt eine Geste der Höflichkeit. Dem stimme auch ich inzwischen zu.
Überall in der Stadt sind die Kontaktflächen zurückgefahren. Beim Sanitär-Geschäft wurde ein Plastikhandschuh über die Klinke gestülpt. Die Blumenfrau vollführt mit der Kundin einen pas-de-deux, der komplizierter nicht sein könnte. ‚Keep your distance‘ ruft der U-Bahnsprecher den Reisenden zu. Die S-Bahn lässt wissen, ‚Türen öffnen sich von alleine.‘ Das nacheinander Anfassen ist uns verdächtig geworden. Auch Münzen verloren ihre Attraktion. Geldscheine werden zwar noch immer gewechselt, aber nur mit spitzen Fingern angefasst.
Dennoch muss man am Geldautomaten die Oberfläche berühren, alles wie immer, sonst gibt‘s gar kein Geld. Dennoch fummeln Männer an ihren Handys, reiben sich Leute ins Gesicht. Man bückt sich, abwesend zwar, um den Hund zu kraulen, oder steckt sich Taschen und Tüten zu. Der kleine Grenzverkehr, der funktioniert demnach noch immer. Man bleibt dort Mensch, wo man sich vergißt. Mittendrin entblößt eine Frau die Beine und Schultern, sitzt in der Sonne und reibt Nivea ein. Auch das gibt es weiterhin, das kleine Genießen. Wir grüßen uns freundlich zu.
Die beste Nachricht: Das Grüßen ist jetzt zum Berliner Standard erhoben. ‚Guten Tag‘ ruft mir ein Mann auf der Straße zu. ‚Bleiben Sie gesund‘ sagen die Kunden jetzt beim Abschied. Man nickt sich zu und lässt den anderen vor. Berlin, diese knorrige alte Tante, die sonst Paroli mit Schnauze bedient, sie kann es also doch noch anders. Sollten wir dies aus der Krise mitnehmen können, so hätte die Stadt ein andres Gesicht.
Auf der ganzen Strecke, immerhin achtundeinhalb Kilometer, kamen mir allerlei Mundschutze entgegen, weiß, blau, geblümt, viel mehr als letzten Samstag noch. Auch wir bastelten am Wochenende Einwegmasken aus Kaffeefiltern. Ließen sie sich aus Wäschestoff kaufen, so würde ich das umgehend tun. Dr. Drosten sagt, das sei jetzt eine Geste der Höflichkeit. Dem stimme auch ich inzwischen zu.
Überall in der Stadt sind die Kontaktflächen zurückgefahren. Beim Sanitär-Geschäft wurde ein Plastikhandschuh über die Klinke gestülpt. Die Blumenfrau vollführt mit der Kundin einen pas-de-deux, der komplizierter nicht sein könnte. ‚Keep your distance‘ ruft der U-Bahnsprecher den Reisenden zu. Die S-Bahn lässt wissen, ‚Türen öffnen sich von alleine.‘ Das nacheinander Anfassen ist uns verdächtig geworden. Auch Münzen verloren ihre Attraktion. Geldscheine werden zwar noch immer gewechselt, aber nur mit spitzen Fingern angefasst.
Dennoch muss man am Geldautomaten die Oberfläche berühren, alles wie immer, sonst gibt‘s gar kein Geld. Dennoch fummeln Männer an ihren Handys, reiben sich Leute ins Gesicht. Man bückt sich, abwesend zwar, um den Hund zu kraulen, oder steckt sich Taschen und Tüten zu. Der kleine Grenzverkehr, der funktioniert demnach noch immer. Man bleibt dort Mensch, wo man sich vergißt. Mittendrin entblößt eine Frau die Beine und Schultern, sitzt in der Sonne und reibt Nivea ein. Auch das gibt es weiterhin, das kleine Genießen. Wir grüßen uns freundlich zu.
Die beste Nachricht: Das Grüßen ist jetzt zum Berliner Standard erhoben. ‚Guten Tag‘ ruft mir ein Mann auf der Straße zu. ‚Bleiben Sie gesund‘ sagen die Kunden jetzt beim Abschied. Man nickt sich zu und lässt den anderen vor. Berlin, diese knorrige alte Tante, die sonst Paroli mit Schnauze bedient, sie kann es also doch noch anders. Sollten wir dies aus der Krise mitnehmen können, so hätte die Stadt ein andres Gesicht.