Heute ging ich ziellos durch die Straßen, doch waren es alte Fährten, wie ich irgendwann sah. Das Augenmerk lag nicht bei dem fremdartigen Neuen, sondern bei den Leerstellen im Stadtbild, sie prägten sich auf einmal ein.
Fort sind die Roma Bettler, die Frau mit dem wettergegerbten Gesicht, die jungen Männer vor den Bio-Supermärkten, immer mit einem höflichen Gruß. Wo sind sie geblieben? In ihrem Zimmer zu zehnt irgendwo in Neukölln? Oder gar im heimatlichen Dorf umzingelt vom Militär, das die Roma auf feindliche Vire durchkämmt.
Aus der Motzstraße verschwunden sind auch die Lederjungen, keck in schwarz mit einer Tätowierung am Hals. Die Bars und Clubs sind bekanntlich geschlossen. Was machen die noch mit dem Abstand Gebot? ‚Keine Panik. Nimm einen Dildo‘, springt es mir von Plakaten entgegen. Wirklich? Wenn das mal keine Täuschung ist.
In der Genthiner Straße fehlen die Mädchen aus Neukölln, knapp dem engen arabischen Milieu entronnen und nun dazu verdonnert, den Freiern in ihren Autos zu Willen zu sein. Ich kannte mal die Frau eines Pfarrers, auch sie eine Neuköllner Schiitin, die hier im fernen Schöneberg ein neues Leben begann. Wie rührend sie sich um die Mädchen kümmerte, brachte ihnen Hygiene bei, verschaffte ihnen ein Dach überm Kopf und eine Ahnung von ihren Rechten. Fort sind sie alle, doch hoffentlich nicht wieder daheim. Auch die Autos der Freier sind verschwunden. Die sitzen vielleicht bei der Mutter und motzen nach Herzenslust an ihr herum.
Vorbei am Bendler Block und der Kaserne, wo immer noch alles beim Alten ist. Weiter hinten am grünenden Saum des Tiergartens wartet das Phantom der Effinger Villa, doch damit war schon vor Kriegsanfang Schluss. Stattdessen rechts in die Sigismund Straße. Zwischen Neuer Nationalgalerie und Sankt-Matthäus-Kirche liegt verlassen die Staatsbibliothek zu Berlin. Es warten dort noch meine Bücher, wie lange das wohl dauern wird? Mir kommt unversehens ein Bild, wie man in zehn oder zwanzig Jahren, oder in einer Generation vielleicht, durch die schmutzverkrusteten Glastür brechen und wieder die Spinnfäden-verhangenen Halle betreten wird.
Am Potsdamer Platz der übliche Plunder, ein Stück der Mauer hinter Glas, der Frühstückssaal in Gold und Beige, wo Garbo und Chaplin sich begegnet sind. Vergangene Vergangenheit, wer will das noch wissen? Auch die letzten Touristen sind jetzt heim. Richtung Brandenburger Tor liegen Rent-a-bikes und Roller auf dem Gehsteig. Mir fehlen die Italiener, wie sie wehenden Haares auf den Rollern stehen, sie gemeingefährlich zwischen Autos und Lastern lenken, doch das Gespräch zum Nachbarn, das reißt ihnen nie ab. Wären sie doch hier statt in den abgeriegelten Städten, wo der Tod jetzt Hausherr spielt.
Das Tor selbst bietet einen unverstellten Blick nach Osten und nach Westen, keine Podien, keine Party-Meile, keine Demonstration. Es grünt so grün, die Sonne scheint über allem. Wie verfahren unsere Lage geworden ist.
Fort sind die Roma Bettler, die Frau mit dem wettergegerbten Gesicht, die jungen Männer vor den Bio-Supermärkten, immer mit einem höflichen Gruß. Wo sind sie geblieben? In ihrem Zimmer zu zehnt irgendwo in Neukölln? Oder gar im heimatlichen Dorf umzingelt vom Militär, das die Roma auf feindliche Vire durchkämmt.
Aus der Motzstraße verschwunden sind auch die Lederjungen, keck in schwarz mit einer Tätowierung am Hals. Die Bars und Clubs sind bekanntlich geschlossen. Was machen die noch mit dem Abstand Gebot? ‚Keine Panik. Nimm einen Dildo‘, springt es mir von Plakaten entgegen. Wirklich? Wenn das mal keine Täuschung ist.
In der Genthiner Straße fehlen die Mädchen aus Neukölln, knapp dem engen arabischen Milieu entronnen und nun dazu verdonnert, den Freiern in ihren Autos zu Willen zu sein. Ich kannte mal die Frau eines Pfarrers, auch sie eine Neuköllner Schiitin, die hier im fernen Schöneberg ein neues Leben begann. Wie rührend sie sich um die Mädchen kümmerte, brachte ihnen Hygiene bei, verschaffte ihnen ein Dach überm Kopf und eine Ahnung von ihren Rechten. Fort sind sie alle, doch hoffentlich nicht wieder daheim. Auch die Autos der Freier sind verschwunden. Die sitzen vielleicht bei der Mutter und motzen nach Herzenslust an ihr herum.
Vorbei am Bendler Block und der Kaserne, wo immer noch alles beim Alten ist. Weiter hinten am grünenden Saum des Tiergartens wartet das Phantom der Effinger Villa, doch damit war schon vor Kriegsanfang Schluss. Stattdessen rechts in die Sigismund Straße. Zwischen Neuer Nationalgalerie und Sankt-Matthäus-Kirche liegt verlassen die Staatsbibliothek zu Berlin. Es warten dort noch meine Bücher, wie lange das wohl dauern wird? Mir kommt unversehens ein Bild, wie man in zehn oder zwanzig Jahren, oder in einer Generation vielleicht, durch die schmutzverkrusteten Glastür brechen und wieder die Spinnfäden-verhangenen Halle betreten wird.
Am Potsdamer Platz der übliche Plunder, ein Stück der Mauer hinter Glas, der Frühstückssaal in Gold und Beige, wo Garbo und Chaplin sich begegnet sind. Vergangene Vergangenheit, wer will das noch wissen? Auch die letzten Touristen sind jetzt heim. Richtung Brandenburger Tor liegen Rent-a-bikes und Roller auf dem Gehsteig. Mir fehlen die Italiener, wie sie wehenden Haares auf den Rollern stehen, sie gemeingefährlich zwischen Autos und Lastern lenken, doch das Gespräch zum Nachbarn, das reißt ihnen nie ab. Wären sie doch hier statt in den abgeriegelten Städten, wo der Tod jetzt Hausherr spielt.
Das Tor selbst bietet einen unverstellten Blick nach Osten und nach Westen, keine Podien, keine Party-Meile, keine Demonstration. Es grünt so grün, die Sonne scheint über allem. Wie verfahren unsere Lage geworden ist.