Wo in Berlin ist es belebter als Samstagmorgen auf der Sonnenallee? Richtig. Samstagabend auf der Sonnenallee, wenn die Straßenschiffe und die Barbesitzer ihre Lautstärke um die Wette aufdrehen. Gleich zu Anfang springen die Zettel ins Auge die überall an die Hauswände kleben. Die Aufschrift ‚Wir trauern. #Saytheirnames‘. Dazu die Gesichter von Sedat Gürbüz, Hamaz Kurtovic, Vilo Viorel Paun, Ferhat Unran, Kaloyan Volkov, Gökhar Gültekin, Mercedes Kievpacz, Said Nesar Hashmi und Sedat Gürbüz. Wie jung sie noch waren. Am 25. Februar wurden sie ermordet. Erst ein Monat ist das her, hier sind sie noch nicht vergessen. An diesem Morgen geht es, der schneidenden Kälte zum Trotz, auf der Sonnenallee noch immer belebter zu als auf dem Ku’damm.
Auf der Sonnenallee reihen sich die Juweliere, die Leih- und Pfandhäuser, die Spielotheken, Sportwetten, Spätis, Cocktail- und Shisha-Bars dicht an dicht, dazwischen Süßigkeits- und Gemüseläden, Metzger mit halben Schafen in der Fensterauslage, Showarma- und Hühnergrills. Heute gibt es ein Menschengedränge bei den Gemüseauslagen. Der Inhaber hat sich seinen Mundschutz in die Haare geschoben und zieht gerade die Plastikhandschuhen aus, um besser zupacken zu können. Männer gehen mit Tüten voller Zwiebeln und Orangen davon. Autos warten am Straßenrand, um die Einkäufe im Empfang zu nehmen. Eine füllige Matrone hat ihre beiden Söhne im Schlepptau, vier Tüten in jeder Hand. Der Teeverkäufer füllt heiße Kohle in den Boden seiner Teekanne und streckt die Becher aus. Es wird gekauft, gerufen und gelacht. Ein saftiges Arabisch erfüllt die Morgenluft. Moscheen sucht man vergeblich. Dafür gibt es Kleingewerbe, Handwerksbetriebe, Sportzentren, Aushängeschilder in grüner, blauer und roter Leuchtschrift. Ich zähle nur einen Geldautomaten.
Ecke Wildenbruchstraße ist der Kiez zu ende. Ich mache auf der Gegenseite kehrt. Die Sonne kommt raus und beleuchtet die Satelliten Schüssel, die wie ein Feld Sonnenblumen ihre Schalen gegen Süden richten. Das beantwortet die Frage, wie sich die arabische Bevölkerung Berlins' über die neue Lage informiert. Unten wirbt die B.Z. mit Riesenbuchstaben: ‚Corona Ausgangssperre. So bereitet Berlin darauf vor‘. Ob jemand am Mittwochabend hier die Bundeskanzlerin gesehen hat?
Ecke Kottbusser Damm sehe ich die ersten nicht-arabischen Gesichter. Bei Penny lässt ein Dutzend Obdachloser eine Zigarette kreisen, jeder mit einer Bierflasche in der Hand. Ein altes Ehepaar trinkt Kaffee beim Zeitungskiosk, ihr klappriger Hund auf der Bank daneben. Chinesen, Asiaten, Afroamerikaner, Spanier, Israelis und Deutsche kommen mir jetzt entgegen. Bioläden, Restaurants und Kaffeegeschäfte laden zum Verweilen ein. Vor der Synagoge am Fränkel Ufer, wo der Säulengang trotzig in blaues und weißes Tuch eingeschlagen ist, wacht eine Polizeistreife. Das Leben geht weiter, - trotz oder wegen der Krise, das ist schwer zu sagen.
Auf der Sonnenallee reihen sich die Juweliere, die Leih- und Pfandhäuser, die Spielotheken, Sportwetten, Spätis, Cocktail- und Shisha-Bars dicht an dicht, dazwischen Süßigkeits- und Gemüseläden, Metzger mit halben Schafen in der Fensterauslage, Showarma- und Hühnergrills. Heute gibt es ein Menschengedränge bei den Gemüseauslagen. Der Inhaber hat sich seinen Mundschutz in die Haare geschoben und zieht gerade die Plastikhandschuhen aus, um besser zupacken zu können. Männer gehen mit Tüten voller Zwiebeln und Orangen davon. Autos warten am Straßenrand, um die Einkäufe im Empfang zu nehmen. Eine füllige Matrone hat ihre beiden Söhne im Schlepptau, vier Tüten in jeder Hand. Der Teeverkäufer füllt heiße Kohle in den Boden seiner Teekanne und streckt die Becher aus. Es wird gekauft, gerufen und gelacht. Ein saftiges Arabisch erfüllt die Morgenluft. Moscheen sucht man vergeblich. Dafür gibt es Kleingewerbe, Handwerksbetriebe, Sportzentren, Aushängeschilder in grüner, blauer und roter Leuchtschrift. Ich zähle nur einen Geldautomaten.
Ecke Wildenbruchstraße ist der Kiez zu ende. Ich mache auf der Gegenseite kehrt. Die Sonne kommt raus und beleuchtet die Satelliten Schüssel, die wie ein Feld Sonnenblumen ihre Schalen gegen Süden richten. Das beantwortet die Frage, wie sich die arabische Bevölkerung Berlins' über die neue Lage informiert. Unten wirbt die B.Z. mit Riesenbuchstaben: ‚Corona Ausgangssperre. So bereitet Berlin darauf vor‘. Ob jemand am Mittwochabend hier die Bundeskanzlerin gesehen hat?
Ecke Kottbusser Damm sehe ich die ersten nicht-arabischen Gesichter. Bei Penny lässt ein Dutzend Obdachloser eine Zigarette kreisen, jeder mit einer Bierflasche in der Hand. Ein altes Ehepaar trinkt Kaffee beim Zeitungskiosk, ihr klappriger Hund auf der Bank daneben. Chinesen, Asiaten, Afroamerikaner, Spanier, Israelis und Deutsche kommen mir jetzt entgegen. Bioläden, Restaurants und Kaffeegeschäfte laden zum Verweilen ein. Vor der Synagoge am Fränkel Ufer, wo der Säulengang trotzig in blaues und weißes Tuch eingeschlagen ist, wacht eine Polizeistreife. Das Leben geht weiter, - trotz oder wegen der Krise, das ist schwer zu sagen.