Beim Verlassen der U-Bahn nieselt es leicht. Es ist Mittagszeit, der türkische Obststand macht gerade zu. In dem winzigen Frisörladen werden noch Männerköpfe geschoren. Der Inhaber des Zeitungskiosks schließt seine Straßentür ab. Die Zeichen stehen auf Cuma, den Anfang des Freitaggebets. Mehr als siebzig Moscheen gibt es in Berlin, davon ein Dutzend entlang der Skalitzer Straße. Wo sie die Mariannenstraße kreuzt sind die wichtigsten auf einen Blick zu sehen. Rechts die Kuppel und Minarette der Mevlana Moschee. Links die gläserne Front des Omar Ibn Al Khattab. Die Mevlana äugt arg verlassen. Der Zugang zu den Waschlokalen ist von einem Zaun gesperrt. Niemand zu sehen. Regen.
Im Zugangsbereich von Omar Ibn Al Khattab prangt ein großes Plakat in drei Sprachen das die sofortige Schließung auf Anordnung des Senats verkündet. Ich umrunde das Bauwerk, das ebenfalls zwei Restaurants, einen Buchladen und einen Frisör beherbergt. Dort strömt gerade ein Trupp junger Männer durch die dunkel getönte Glastür. Jacken werden hochgezogen, Zigaretten frisch angezündet, man klopft sich gegenseitig auf die Schultern, umarmt sich. Da! Wieder ein Schwung! Jetzt auch ältere Männer darunter. Am Eingang zwei Bettlerinnen, das sichere Zeichen vom Ende des Gebets. Ein Bus hält vor der Tür und nimmt die Beter mit. Aus der Glastür tritt derweil wieder eine Gruppe auf den Gehsteig. So machten die Katholiken in Amsterdam es auch als der Katholizismus dort noch verboten war.
Bei DITIB, drei Häuser weiter, herrscht ein anderes Regime. Ein Zettel am Tor weist den Gläubigen an, die Ansteckungsgefahr ernst zu nehmen und Sorgfalt und Rücksicht zu üben. Darunter das schöne Koranzitat ‚Wer einen Mensch am Leben erhält, so ist es, als ob er die ganze Menschheit rettet.‘ Im verlassenen Hof toben vier kleine Mädchen auf Rollschuhen: die Töchter des Imams. Der Vater steht in einer Türöffnung und schaut ihnen lächelnd dabei zu.
In der Naunynstraße herrscht lauter Traurigkeit. Foto Selcuk, Hongkong-Shop und Aki Tatsu Sushi haben zugesperrt. Bei Pho, Hasir Restaurant und Hasir Burger warten die Kellner in ihren weißen Schürzen noch auf Kundschaft. Nur Dilek Blumen macht rege Geschäfte. Ein Stück weiter ertönt plötzlich Musik. Bei Baklava Gaziantep, wo sich im Fenster die Honigkringel türmen, drängt stürmisch Beethoven's Apassionata nach außen. Dank der fast autofreien Straße lässt sich das Stück auch vor der Tür zu ende hören. Eine junge Frau bringt mir derweil einen Cappuccino. Ihr Gesicht ist konzentriert, ihr Körper bewegt sich im Takt. Musik ist subversiv, schreibt Edward Said, hat es doch die Kraft jede Schwere zu heben. Und wenn es nur ein bisschen ist.
Im Zugangsbereich von Omar Ibn Al Khattab prangt ein großes Plakat in drei Sprachen das die sofortige Schließung auf Anordnung des Senats verkündet. Ich umrunde das Bauwerk, das ebenfalls zwei Restaurants, einen Buchladen und einen Frisör beherbergt. Dort strömt gerade ein Trupp junger Männer durch die dunkel getönte Glastür. Jacken werden hochgezogen, Zigaretten frisch angezündet, man klopft sich gegenseitig auf die Schultern, umarmt sich. Da! Wieder ein Schwung! Jetzt auch ältere Männer darunter. Am Eingang zwei Bettlerinnen, das sichere Zeichen vom Ende des Gebets. Ein Bus hält vor der Tür und nimmt die Beter mit. Aus der Glastür tritt derweil wieder eine Gruppe auf den Gehsteig. So machten die Katholiken in Amsterdam es auch als der Katholizismus dort noch verboten war.
Bei DITIB, drei Häuser weiter, herrscht ein anderes Regime. Ein Zettel am Tor weist den Gläubigen an, die Ansteckungsgefahr ernst zu nehmen und Sorgfalt und Rücksicht zu üben. Darunter das schöne Koranzitat ‚Wer einen Mensch am Leben erhält, so ist es, als ob er die ganze Menschheit rettet.‘ Im verlassenen Hof toben vier kleine Mädchen auf Rollschuhen: die Töchter des Imams. Der Vater steht in einer Türöffnung und schaut ihnen lächelnd dabei zu.
In der Naunynstraße herrscht lauter Traurigkeit. Foto Selcuk, Hongkong-Shop und Aki Tatsu Sushi haben zugesperrt. Bei Pho, Hasir Restaurant und Hasir Burger warten die Kellner in ihren weißen Schürzen noch auf Kundschaft. Nur Dilek Blumen macht rege Geschäfte. Ein Stück weiter ertönt plötzlich Musik. Bei Baklava Gaziantep, wo sich im Fenster die Honigkringel türmen, drängt stürmisch Beethoven's Apassionata nach außen. Dank der fast autofreien Straße lässt sich das Stück auch vor der Tür zu ende hören. Eine junge Frau bringt mir derweil einen Cappuccino. Ihr Gesicht ist konzentriert, ihr Körper bewegt sich im Takt. Musik ist subversiv, schreibt Edward Said, hat es doch die Kraft jede Schwere zu heben. Und wenn es nur ein bisschen ist.